Neu vorgeschriebene Preissenkungen gefährden Arzneimittelversorgung in Österreich

30.06.2023 | Der Fachverband der Chemischen Industrie Österreichs (FCIO) kritisiert die neue Festsetzung des Preisbands für patentfreie Medikamente vom Dachverband der Sozialversicherungsträger und warnt vor schwerwiegenden Folgen für die heimische Gesundheitsversorgung. „Die vorgeschriebenen Preissenkungen werden die Arzneimittelversorgung zahlreicher Patientinnen und Patienten weiter gefährden. Gerade nach den Erfahrungen mit den Knappheiten der letzten Monate kann diese Vorgangsweise nicht zu Ende gedacht sein“, so Sylvia Hofinger, Geschäftsführerin des FCIO. Die vom Dachverband verordneten Preisreduktionen betreffen rund 1.500 Medikamente. Darunter fallen auch viele Antibiotika, bei denen es in der Hauptinfektionszeit zu teilweise dramatischen Engpässen gekommen ist. Um diese zu vermeiden, soll die Pharmawirtschaft einerseits genau diese kritischen Arzneimittel künftig verpflichtend bevorraten, was zu erheblichen Kostensteigerungen führen wird. Andererseits müssen die Unternehmen die Preise für dieselben Produkte deutlich senken. Es ist daher damit zu rechnen, dass Anbieter aus dem Markt ausscheiden müssen, da die neuen Preise wirtschaftlich nicht mehr vertretbar sind. Darüber hinaus ist zu erwarten, dass durch die Einführung eines dosisunabhängigen Flat Price-Systems viele höher dosierte Präparate in Zukunft nicht mehr verfügbar sein werden. Dies würde für Patienten zu unzumutbaren Erschwernissen bei der Einnahme führen. Im Extremfall müssten beispielsweise künftig 12 statt einer Tablette eingenommen werden, für die dann auch noch mehrfach Rezeptgebühren zu entrichten wären. 

Damit konterkariert das Vorgehen alle Ankündigungen auf nationaler und europäischer Ebene, die heimische Arzneimittelproduktion zu stärken und unabhängiger von asiatischen Herstellern zu werden. Eine Optimierung der Gesundheitsversorgung bedeutet vielmehr, die Patientinnen und Patienten in den Mittelpunkt zu stellen und eine gesamtwirtschaftliche Betrachtung vorzunehmen. Denn die vergleichsweise geringen Kosteneinsparungen durch die beschriebenen Preisband-Vorgaben bei der Sozialversicherung führen zu deutlich höheren Ausgaben in anderen Bereichen. „Fehlende Medikamente verursachen nicht nur Probleme bei der bestmöglichen Behandlung der Menschen, sondern auch volkswirtschaftlich relevante Kosten, die höher sind als die potenziellen Einsparungen. In diesem Sinne sind faire Preise für lebenswichtige Arzneimittel gut investiertes Geld“, appelliert Hofinger an die Verantwortlichen im Gesundheitssystem so rasch wie möglich Lösungen gegen weitere Medikamentenengpässe zu entwickeln.

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