Die Beiträge der Chemieindustrie zu den UN-Zielen für nachhaltige Entwicklung
1992 wurde bei einer Konferenz der Vereinten Nationen in Rio de Janeiro das Prinzip der Nachhaltigkeit auf die internationale Gesellschaft übertragen: Wirtschafts-, Umwelt- und Entwicklungspolitik sollen das gemeinsame Ziel haben, die Bedürfnisse heutiger Generationen zu befriedigen und die Lebensqualität für alle Menschen langfristig zu sichern. Nachhaltigkeit bedeutet, nicht mehr zu verbrauchen, als nachwachsen, sich regenerieren oder künftig wieder bereitgestellt werden kann. Nachhaltigkeit ist die Antwort auf die Herausforderung, gesellschaftliche, wirtschaftliche und ökologische Prozesse verantwortungsbewusst zu steuern.
Im Jahr 2015 verabschiedeten die Staats- und Regierungschefs die Ziele für nachhaltige Entwicklung (Sustainable Development Goals, SDGs) und legten die globale Entwicklungsagenda für die nächsten 15 Jahre fest. Das Ziel ist, die gewaltigen Herausforderungen zu bewältigen, mit denen die Welt konfrontiert ist, einschließlich der Deckung der Bedürfnisse einer wachsenden Bevölkerung, der Förderung eines Pfades hin zu nachhaltigeren Umweltpraktiken, der Eindämmung des Klimawandels und der Förderung des Wirtschaftswachstums sowie der globalen Entwicklung.
Der Internationale Rat der Chemieverbände (ICCA) hat sich verpflichtet, die Umsetzung der SDGs zu unterstützen. Die chemische Industrie spielt eine einzigartige Rolle bei der Bewältigung dieser Herausforderungen durch die Erforschung und Entwicklung innovativer, lebenserhaltender Produkte, Technologien und Anwendungen, die die gesellschaftlichen Herausforderungen von heute in Chancen für morgen verwandeln können.
Die SDGs bieten die Gelegenheit, die Rolle der chemischen Industrie als Innovator, Lösungsanbieter und Motor des Wirtschaftswachstums zu verstärken. Denn die Branche kann in fast allen Punkten ihren Beitrag leisten:
Kein Hunger
Kein Hunger
Innovative Produkte der chemischen Industrie tragen wesentlich dazu bei, die landwirtschaftliche Produktion zu steigern, um den steigenden Bedarf an Lebensmitteln einer wachsenden Weltbevölkerung zu decken.
Des Weiteren schützen chemische Produkte Pflanzen vor Schädlingsbefall, erhöhen durch den Einsatz von ertragreichen Samen die Produktion und verlangsamen die Bodenerosion.
Gesundheit und Wohlergehen
Gesundheit und Wohlergehen
Die Chemie liefert ein umfangreiches Wissen einerseits für die Heilung von Krankheiten und die Besserung von Beschwerden andererseits für die Verbesserung der hygienischen Bedingungen, wodurch Menschen ein längeres und gesünderes Leben ermöglicht wird.
Durch ständige Innovationen in der pharmazeutischen Forschung konnte die Lebenserwartung in den letzten hundert Jahren beinahe verdoppelt werden. Nach Angaben der OECD ist der Anteil der über 80-Jährigen in Europa von 2 Prozent im Jahr 1980 auf heute 5 Prozent gestiegen und wird bis 2030 noch auf 7 Prozent wachsen. Mit der fortschreitenden Alterung der Bevölkerung nimmt auch die Prävalenz chronischer Krankheiten wie Diabetes, Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Krebs zu. Die Häufigkeit von Herzerkrankungen im Alter zwischen 45 und 65 Jahren verdoppelt sich.
Diese bedeutenden demografischen Veränderungen haben zur Folge, dass die Gesundheitssysteme in Europa vor beispiellosen Herausforderungen stehen.
Bei der Bewältigung dieser Herausforderungen spielt abermals die Pharmaindustrie eine entscheidende Rolle. Mit mehr als 7.000 in Entwicklung befindlichen Arzneimitteln allein in Europa wird eine aufregende neue Innovationswelle eine Schlüsselrolle bei der Bewältigung der Herausforderungen von Patienten, Gesundheitssystemen und der Gesellschaft spielen.
Klimaschutz
Maßnahmen der chemischen Industrie zum Klimaschutz
Bis eine globale Klimaschutzstrategie gefunden ist, wird noch ein langer Verhandlungsweg zu beschreiten sein. Es muss gelingen, Ziele zu vereinbaren, die den notwendigen Klimaschutzeffekt bringen und dennoch den Volkswirtschaften genug Freiraum für eine wirtschaftliche und sozial positive Entwicklung lassen. Diese Herausforderung kann nur mit Innovationen gemeistert werden. Die chemische Industrie spielt dabei eine außerordentlich wichtige Rolle.
Als Branche mit einem hohen Energiebedarf steht sie zwar für einen nicht unerheblichen Anteil an Treibhausgasemissionen, dennoch: viele Innovationen der Chemie - Verfahren und Produkte - leisten wertvolle Beiträge zum Klimaschutz und verhelfen der Branche insgesamt zu einer deutlich positiven Klimabilanz.
Die chemische Industrie produziert heute mit höchster Energieeffizienz. Ihre Produkte ermöglichen es, in vielen Bereichen weitaus mehr Energie (und damit Treibhausgase) einzusparen, als zu ihrer Herstellung notwendig ist. Die chemische Industrie liefert wichtige Beiträge zu einer Vielzahl von innovativen Technologien, die Energie und Treibhausgase einsparen helfen.
Lesen Sie dazu die Beiträge der chemischen Industrie zum Klimaschutz.
Sauberes Wasser
Trinkwasser mit einem hohen Reinheitsgrad und ohne krankmachende Mikroorganismen ist ein wichtiger Grundstein für die menschliche Gesundheit.
In Österreich ist Trinkwasser das am intensivsten kontrollierte Lebensmittel. Doch nicht in allen Regionen der Erde steht Menschen sauberes Trinkwasser zur Verfügung. Dort muss Trinkwasser durch Reinigung von Grund- oder Oberflächenwasser mittels chemischer und physikalischer Verfahren aufbereitet werden.
In der Wasserreinigung werden häufig zur Entkeimung und zur Entfernung organischer Substanzen Oxidationsmittel wie Chlor, Hypochlorit, Chlordioxid, Wasserstoffperoxid und Ozon eingesetzt.
Aber auch Aktivkohle spielt bei der Reinigung von Wasser eine entscheidende Rolle, da sie selbst kleinste Mengen schädlicher Stoffe bei hoher Effektivität aus dem Wasser zu entfernen vermag.
Verantwortungsvolle Produktionsmuster
Die Herstellung von Chemikalien kann sehr ressourcen- und energieintensiv sein, aber die chemische Industrie arbeitet in vielen Bereichen an der Ressourceneffizienz für andere.
Wenn wir als Gesellschaft versuchen, unsere endlichen Materialien und herkömmlichen Energiequellen effizienter zu nutzen und wiederzuverwenden, können wir in einer Wirtschaft, die auf zirkulären Prinzipien basiert, einige Antworten finden. Unter Berücksichtigung aller Materialströme als potenzielle Ressourcen kann die chemische Industrie dazu beitragen, eine kreisförmigere Zukunft zu erreichen und gleichzeitig Möglichkeiten für Unternehmen und Volkswirtschaften entlang der Wertschöpfungskette zu schaffen.
Die Branche entwickelt Innovationen, um die Rohstoffeffizienz zu verbessern und Produkte zu entwickeln, die weniger Materialien verwenden und gleichzeitig die gleiche oder sogar bessere Leistung bieten. Zudem wird in der Branche nach Möglichkeiten geforscht, die das Recycling von Materialien und Recyclingmöglichkeiten in der Wertschöpfungskette unterstützt. Einige Unternehmen verfolgen dabei einen sehr ganzheitlichen Ansatz und integrieren die Ressourceneffizienz eng in ihre Entscheidungsprozesse.
Saubere Energie
Die chemische Industrie leistet ihren Beitrag zu einer kohlenstoffarmen Wirtschaft, indem sie hart daran arbeitet, zu einer kohlenstoffarme Produktion überzugehen und Produkte zu entwickeln, die eine wichtige Rolle dabei spielen, andere Sektoren in die Lage zu versetzen, ihren eigenen CO2-Fußabdruck zu reduzieren.
Unsere fortschrittlichen Produkte und Materialien leisten einen wesentlichen Beitrag zur Erhöhung des Anteils der kohlenstoffarmen Energie. Ob mit leichten, innovativen Materialien für den Bau von Windrädern oder mit Komponenten für Photovoltaikanlagen - die chemische Industrie ist bei der Gewinnung von Energie aus erneuerbaren Quellen unverzichtbar.
Wirtschaftswachstum
Die chemische Industrie ist in Österreich ein bedeutender Wirtschaftsfaktor - sie ist Motor von Wachstum und Wohlstand.
Bei Umsatz, Investitionen sowie Forschung und Entwicklung belegt sie unter allen Industriebranchen Spitzenpositionen. Nach der metalltechnischen und der Elektroindustrie ist die Chemie 2017 mit einem Produktionswert von über 14 Milliarden Euro die drittgrößte Branche und trägt damit einen erheblichen Teil zur österreichischen Wertschöpfung bei.
Mehr als 44.000 Menschen arbeiten in der österreichischen chemischen Industrie, noch mehr Arbeitsplätze hängen bei Zulieferern und Dienstleistern von der Chemie ab. Aufgrund der hohen Produktivität liegt das durchschnittliche Jahresentgelt in der Chemiebranche mit über 61.000 Euro über dem Durchschnittseinkommen der österreichischen Industrie insgesamt.
Da die Chemie die Antworten auf zahlreiche Herausforderungen (Ressourcenverknappung, Energiegewinnung, Ernährung bei Bevölkerungswachstum,…) der Zukunft liefern kann, zählt sie zu den ständig wachsenden Branchen und als sicherer Arbeitgeber.
Leben unter Wasser
Experten schätzen, dass etwa 270 Millionen Tonnen Müll auf unseren Weltmeeren treiben. Die Kunststoffindustrie verpflichtete sich mit dem Pakt "Zero Pellet Loss" zur Vermeidung von Kunststoffeintrag in Gewässer.
Innerhalb des ersten Jahres des Pakts konnte eine erhebliche Mengenreduktion in einer Größenordnung von über 90 Prozent gegenüber der früheren „Verlustmengen“ abgeleitet werden. Mittlerweile haben sich auch weitere Unternehmen dem Pakt angeschlossen und dazu beigetragen, Einträge von industriellem Kunststoff-Rohstoff in Gewässer zu minimieren.
Auch die Kosmetikindustrie setzte ein deutliches Zeichen. Wissenschaftliche Untersuchungen belegen zwar, dass nur ein sehr kleiner Anteil von geschätzten 0,1 bis 1,5 Prozent des gefundenen Mikroplastiks in Gewässern aus Kosmetikprodukten stammt.
Eine Studie des Umweltbundesamtes kommt zu einem vergleichbaren Ergebnis. Trotz des geringen Beitrags zu den in der Umwelt gefundenen Plastikpartikeln, haben sich die Markenkosmetik-Hersteller bereits öffentlich dazu verpflichtet, auf Mikroplastikpartikel in allen Peeling-Kosmetikprodukten sowie Zahncremes zu verzichten.
Leider stammt ein Großteil des Kunststoffeintrags in Gewässern von achtlos weggeworfenen Müll. Hier liegt es an jedem Einzelnen, ein Bewusstsein dafür zu entwickeln und auch seine Umgebung auf diesen Umstand aufmerksam zu machen.