Veranstaltungsrückblick: Highlights der biobasierten Industrie
Grüne Moleküle, Graue Zellen – Bioökonomie vom Labor in die Industrie
Die diesjährigen Highlights der Biobasierten Industrie zeigten eindrucksvoll, wie rasant sich die bioökonomische Forschung und ihre Anwendungen entwickeln. Gemeinsam mit dem Bundesministerium für Innovation, Mobilität und Infrastruktur (BMIMI), dem Fachverband der Chemischen Industrie (FCIO) und der ÖGUT wurden neueste Projekte, Geschäftsmodelle und technologische Ansätze präsentiert – und das Netzwerktreffen Algen erstmals in die Veranstaltung integriert.
Keynotes: Die Natur als Technologievorbild – und die Ökonomie als Hebel
In den Keynotes wurde deutlich, wie eng natürliche Funktionsprinzipien und wirtschaftliche Anreize für eine erfolgreiche Bioökonomie zusammenspielen. Ille Gebeshuber zeigte anhand eindrucksvoller Beispiele aus der Bionik, dass die Natur mit 3,5 Milliarden Jahren „Forschungserfahrung“ Lösungen bietet, die auf Kreisläufe ausgerichtet sind und auf Struktur statt Materialverbrauch setzen. Während wir jährlich 100 Gigatonnen Primärmaterial einsetzen, denkt die Natur Abbaubarkeit und Multifunktionalität von Anfang an mit.
Thomas Jakl ergänzte diese Perspektive um die ökonomische Dimension: Nur wenn Geschäftsmodelle Ressourceneffizienz belohnen – etwa wenn ein Hersteller pro Nutzung statt pro Stück bezahlt wird – kann die biobasierte Industrie ihr Potenzial entfalten. Die Nutzung von Pflanzenreststoffen zeige, wie wichtig es sei, neben der Energie auch die Informations- und Strukturwerte biologischer Ressourcen zu nutzen.
Podiumsdiskussion: Innovation, Skalierung und faire Rahmenbedingungen
In der Podiumsdiskussion wurde betont, dass Fortschritt nur im Zusammenspiel von Forschung, Industrie und Politik gelingt und dass Österreich und Europa vor allem durch Innovation konkurrenzfähig bleiben können. Weitreichende, international einheitliche Regeln und klare Vorgaben wie verpflichtende Rezyklatanteile wurden als zentrale Treiber der Transformation gesehen. Aus Sicht der Start-ups wurde die Bedeutung der Skalierbarkeit hervorgehoben: Entscheidend sei nicht der Labormaßstab, sondern der Nachweis, dass biobasierte Verfahren industriell funktionieren. Zudem wurde deutlich, dass biobasierte Produkte nur dann erfolgreich sein werden, wenn sie preislich mit synthetischen Alternativen mithalten können.
Vielfalt der Projekte und intensiver Austausch
In parallelen Sessions wurden Projekte aus der biobasierten Industrie und der Algenforschung vorgestellt – von biobasierten Thermosets über innovative Düngemittel und neue Bioraffinerie-Produkte bis hin zu mikroalgenbasierten Werkstoffen und LED-unterstützter Biosynthese.
Der Nachmittag bot in einem interaktiven World Café Raum für Austausch zu europäischen und nationalen Fördermöglichkeiten, „Sustainable by Design“, Substitution innovativer Materialien sowie Aus- und Weiterbildungsfragen.
Fazit
Die Veranstaltung hat einmal mehr gezeigt, wie lebendig, vielseitig und wirtschaftlich relevant die biobasierte Industrie ist. Sie vereint wissenschaftliche Exzellenz, technologischen Fortschritt und unternehmerische Innovationskraft – und eröffnet neue Perspektiven für eine zirkuläre, ressourcenschonende Zukunft.
