Forschung, Technologie und Innovation: Highlights der Biobasierten Industrie - 'Sekundäre Rohstoffe als Schlüssel für zukunftsweisende Werkstofflösungen'
Rudolf Sallinger Saal

Am 2. Dezember 2024 fand die jährliche Veranstaltung "Highlights der biobasierten Industrie" statt und brachte zahlreiche Expert:innen, Interessierte und Stakeholder zusammen, um über die Zukunft biobasierter Rohstoffe und Kunststoffe zu sprechen und zu diskutieren. Die Themenvielfalt und die angeregten Diskussionen zeigten einmal mehr die Relevanz dieser Thematik für Industrie, Gesellschaft und Politik.
Keynotes: Wegweisende Impulse für die Zukunft
Lars Börger betonte in seiner Keynote, dass die Transformation hin zu einer nachhaltigen Kunststoffindustrie nicht nur eine technische, sondern auch eine soziale Dimension hat. Anhand der "Gelbwesten"-Proteste in Frankreich verdeutlichte er, wie soziale Spannungen durch tiefgreifende Veränderungen entstehen können.
Er stellte die Prognose vor, dass sich die globale Kunststoffproduktion bis 2050 verdreifachen wird, und plädierte für den Ansatz des "Renewable Carbon". Dieser umfasst drei wesentliche Säulen:
- Recycling zur Wiederverwertung von Kunststoffmaterialien.
- Direct Air Capture und CCU (Carbon Capture and Utilization), um Kohlenstoff aus der Atmosphäre zu gewinnen.
- Biomasse als erneuerbare Rohstoffquelle.
Börger machte deutlich, dass ein 100%iger Kreislauf illusorisch bleibt, da immer ein Teil des Kohlenstoffs verloren geht. Er forderte Effizienz und intelligente Lösungen, um den Kohlenstoffbedarf nachhaltig zu decken. Besonders wichtig sei eine Vielfalt an Technologien, um die chemische Industrie langfristig auch regenerativ zu gestalten.
Ines Fritz eröffnete ihre Keynote mit der Feststellung, dass Kunststoff im Meer sichtbar ist, jedoch im Boden oft übersehen wird, wo er keinerlei positive Funktionen erfüllt. Sie unterstrich, dass Kunststoff zwar ein resilienter Werkstoff sei, dadurch jedoch auch resilienten Abfall produziere, der die Natur nachhaltig belaste.
Sie wies darauf hin, dass Erdöl keine Zukunft hat: Bei aktuellem Verbrauch und Wachstumsraten könnte es in 14 Jahren erschöpft sein. Alternativen wie Biorefinery wurden kritisch betrachtet, da der globale Bedarf an Kunststoff die verfügbare Anbaufläche weit übersteigt. Fritz plädierte daher für eine verstärkte Nutzung von Sekundärrohstoffen, obwohl diese schwer planbar sind, und skizzierte die Notwendigkeit vielfältiger Strategien und einer kleinteiligeren Wirtschaftsweise.
Ihr visionärer Ansatz: Statt Kreislaufwirtschaft brauche es eine regenerative Wirtschaft, die nicht nur bestehende Materialien wiederverwertet, sondern aktiv ökologische und soziale Systeme stärkt.
Lebhafte Podiumsdiskussion
Die anschließende Podiumsdiskussion entwickelte sich zu einem Highlight der Veranstaltung. Das Publikum brachte zahlreiche Fragen ein und sorgte für einen intensiven Austausch. Ein zentrales Thema war die Herausforderung, Nachhaltigkeit für Konsumenten attraktiv zu machen, die derzeit oft nicht bereit sind, höhere Preise zu zahlen. Kommunikation wurde als Schlüssel identifiziert, jedoch stießen die Diskutant:innen auch auf die Grenzen dessen, was in einer medialen Welt der kurzen Aufmerksamkeitsspannen vermittelbar ist.
Die Diskussion zeigte, dass die biobasierte Industrie nicht nur technologische Innovationen benötigt, sondern auch neue Ansätze in der Kommunikation und Verbraucherbildung, um die gesellschaftliche Akzeptanz zu stärken.
Spannende Einblicke in biobasierte Projekte
Ein zentraler Programmpunkt war die Vorstellung von Projekten aus den Bereichen "Innovative Werkstofflösungen", die das Potenzial biobasierter Technologien eindrucksvoll demonstrierten. Besonders hervorzuheben sind:
- BioPolyComp - Biochar for Polymer Composites, ein Projekt zur Integration von Bio-Kohlenstoff in Polymerverbundwerkstoffe.
- Impresin, das innovative Ansätze für nachhaltige Hochdrucklaminate entwickelt.
- functionalWOOD2print, das hochfunktionelle Oberflächen für biobasierte Polymere und Holzwerkstoffe durch innovative Atmosphärendruck-Plasma-Beschichtungstechnologien schafft.
- Hanf Ski, ein Projekt, das nachhaltige Materialien wie Hanffasern für den Skibau nutzt.
…und vieles mehr.
Die Veranstaltung hat einmal mehr deutlich gemacht, dass die biobasierte Industrie eine Schlüsselrolle in der Transformation zu einer nachhaltigen Wirtschaft spielt. Die vorgestellten Projekte, visionären Keynotes und die lebhafte Diskussion lieferten wertvolle Impulse und Anregungen für die zukünftige Entwicklung. Es bleibt entscheidend, die Zusammenarbeit zwischen Wissenschaft, Industrie und Gesellschaft weiter auszubauen, um den Übergang in eine regenerative Zukunft zu gestalten.
